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Musiktherapie hilft Schwerkranken, Gefühle auszudrücken

Über die neuen Musikinstrumente für die Musiktherapie auf der Palliativstation im Jakobi Krankenhaus freuen sich (v. l.) Regina Schröer vom Förderverein Palliativstation, Oberärztin Denise Keuns, Musiktherapeut Coskun Özdemir und die Chefärztin Dr. Angela Grote-Reith.

 

Förderverein Palliativstation Rheine schafft neue Instrumente an für Patienten.

 

Die Nachricht, unheilbar krank zu sein, kann Wut auslösen, tiefen, starken Zorn. Doch wohin mit diesem mächtigen Gefühl, wenn man auf niemanden wütend sein kann, außer auf das Leben an sich?

Schließlich will man nicht die Menschen verletzen, die einem in dieser schwierigen Situation zur Seite stehen. Da kommt die Pauke genau recht: Laute Schläge verleihen der Wut Ausdruck, das Rauslassen befreit.

 

Das ist eine Art, wie die Musiktherapie auf der Palliativstation Rheine am Jakobi Krankenhaus funktionieren kann. Für diese Therapieform hat der Förderverein Palliativstation nun neue Instrumente angeschafft: ein E-Piano, Kalimba, eine Ocean Drum und besagte Pauke. "Die Patienten können die Instrumente nutzen, um ihre Emotionen auszudrücken", erklärt der Musiktherapeut Coskun Özdemir, "dann spielt einer beispielsweise die Kalimba und ich nehme die Töne auf und begleite die Melodie mit der Gitarre."

 

So entsteht über die Musik eine stärkende Verbundenheit, ohne dass man reden muss. Musikalisch vorgebildet brauchen die Patienten für die Therapie nicht zu sein: Die Instrumente sind so gewählt, dass jeder sie bespielen kann. "Ein Patient wollte unbedingt noch einmal an die Ostsee, aber das ließ sein Zustand nicht mehr zu", erinnert sich Regina Schröer vom Förderverein, "mit der Ocean Drum konnte er aber das Meerrauschen imitieren und so einen gedanklichen Ausflug machen." Solche Auszeiten von der eigenen Lebens- und oft eben auch Sterbenssituation verleihen den Patienten neue Kraft.

 

"Für Patienten, die sich kaum noch selbst betätigen können, setzen wir die Instrumente rezeptiv ein: Die Patienten hören dann zu", erklärt Özdemir weiter. Die Chefärztin und Vorsitzende des Fördervereins Dr. Angela Grote-Reith berichtet: "Ein bettlägeriger Mann, der nach einem Schlaganfall sein Sprechvermögen verloren hatte gar keinen Laut mehr von sich gab, fing während der Musiktherapie an, die Melodie mitzusummen – und das hielt auch über die Therapiestunde hinaus an."

 

Die Spenden an den Förderverein werden meist von dankbaren Angehörigen angewiesen; die Kontonummer bei der Stadtsparkasse Rheine lautet: IBAN DE54 4035 0005 0003 0033 57, BIC: WELADED1RHN. Auch tätige Hilfe schätzt der Verein, z. B. wenn Ehrenamtliche den Patienten auf dem E-Piano vorspielen. Wer Interesse hat, melde sich einfach auf der Station unter 05971 46-1732.

 

Am 30. Oktober feiert die Palliativstation ihr zehnjähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür: "Wir würden uns freuen, wenn sich an dem Tag viele Menschen davon überzeugen, dass wir nicht nur einen Ort zum Sterben bieten, sondern auch eine Zwischenstation, um anschließend gestärkt nach Hause zurückzukehren", sagt Grote-Reith.

“Lebensqualität
am Ende des Lebens.”